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Artikelserie: Aktuelle Einschätzungen zur US-Wahl

Dieser Meinungsbeitrag wurde von einem Mitglied der Arbeitsgemeinschaft geschrieben und ist keine offizielle Parteimeinung.

Wir werden in einer Artikelserie die Wahl begleiten. Diese Einschätzung ist keine umfangreiche Analyse, sondern stellt aktuelle (ggf. sogar tagesaktuelle) mögliche Tendenzen aus persönlicher Sicht der Autoren dar.

In diesem Jahr finden die Präsidenschaftswahlen in den USA statt. Für die Republikaner wird Donald Trump ins Rennen gehen, für die Demokraten, Joe Biden. Zuletzt hatte auch Kanye West seine Kandidatur angekündigt. Und die Wahl wird spannender, als ich dies je für möglich gehalten hätte. Ich gebe zu, dass ich 2019 mit großer Sicherheit von einem Wahltriumph Trumps ausgegangen war.

Unberechenbares 2020

Doch das Jahr 2020 und seine unvorhergesehenen Ereignisse, wie die Coronakrise oder die landesweiten (oder sogar weltweiten) Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd, haben die Ausgangslage verändert.

So gehe ich heute im Juli 2020 nicht mehr davon aus, dass die Wahlen klar von Trump gewonnen werden, was im Übrigen auch erste Umfragen aussagen.(1) Ein Hauptgrund dürfte sein, dass die USA die Coronakrise nicht in den Griff bekommen. Wir sahen zuletzt mehr als 50.000 Neuinfektionen pro Tag. In manchen Landesteilen sind Krankenhäuser überfüllt, die Szenen erinnern an Italien oder Spanien im April.

Der Coronavirus und die USA

Des Weiteren wird nur zögerlich, gerade seitens der Regierung, auf Schutzmaßnahmen, wie das Tragen von Masken, hingewiesen. Bereits bei der Wahlveranstaltung Trumps in Tulsa, Oklahoma waren kaum Masken unter den Besuchern zu sehen und auch bei den Feierlichkeiten zum 4. Juli am Mount Rushmore gab es nur wenige Teilnehmer, die sich einen Mundschutz aufsetzten. Und auch Trump selber trug bei den Veranstaltungen ebenfalls keine Maske.

So dürfte das Virus eine Art Wettlauf mit der Zeit für Trump sein. Werden wir bis November auch weiterhin hohe Infektionszahlen haben, so könnte die Bevölkerung durchaus schneller als gedacht dem  Präsidenten ihr Vertrauen entziehen. Andererseits bleibt bis zum Wahltag am 3. November noch etwas Zeit, um ggf. noch einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber ein solcher könnte  Trump am Ende dennoch als Sieger hervorgehen lassen.

Der bisherige und zukünftige Umgang mit der Coronakrise ist also möglicherweise  wahlentscheidend.

Neuer Herausforderer

Ein weiterer Aspekt, welcher die Wahl negativ für Trump beeinflussen könnte, wäre eine potentielle Kandidatur von Kanye West. Der Rapper und eigentlich Trump Unterstützer, verfügt über eine hohe Popularität und könnte meines Erachtens in der schwarzen US-Bevökerung viele Stimmen bekommen. Seine angekündigte Kandidatur kann so am Ende das Zünglein an der Waage sein. Oder? Nicht ganz. Joe Biden bzw. die Demokraten  mobilisieren oft auch Wähler aus der schwarzen US-Bevölkerung. Wenn aber nun diese Kanye West ihre Stimme geben, könnte dies im Umkehrschluss wieder Trump helfen. Zugegeben sind das alles nur Annahmen. Sicher ist aber, dass wir uns auf einen spannenden Wahlkampf in den kommenden Monaten freuen dürfen, dessen Ausgang  ungewisser ist denn je.

 

Fußnoten

(1) vgl. hierzu https://www.n-tv.de/politik/Umfrage-sieht-Biden-klar-vor-Trump-article21868561.html

 

Autor

Manuel Feldmann ist Politikwissenschaftler und PR Referent FJS  und unter anderem spezialisiert auf Empirische Wahlforschung und moderne Wahlkampfkommunikation in Deutschland und den USA. Zudem ist er zertifiziert in American Government (HarvardX). 

2 Kommentare zu “Artikelserie: Aktuelle Einschätzungen zur US-Wahl

  1. joshua m.

    well done, manuel

    greetz joshua

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